Ben Bracken ‚Islay‘ (2017)

Heute wirds (vermutlich) rauchig; denn heute stammt der getestete Ben Bracken von der Insel Islay, land of the bog, and home of the peat. 😀
Dadurch erhoffe ich mir deutlich mehr Geschmackseindruck als bei seinen eher farblosen Brüdern aus den Highlands und der Speyside.

Denn junge, rauchige Whiskys haben gewöhnlich zwei Vorzüge: erstens sie sind meist noch deutlich rauchiger, als länger gereifte ihrer Zunft, und zweitens stört eine jugendliche Eindimensionalität darin(der Rauch, der Rauch!) mich nicht, dennoch Spaß an dem Whisky zu haben. Auch die -hin und wieder- metallischen Eindrücke, die man bei jungem Whisky finden kann, werden meist gut -auf jeden Fall besser als bei ungetorften Vertretern der Gattung Whisky- durch den Rauch camoufliert.Ben Bracken Islay (2017) Flasche
Kurz zu den banalen Eckpunkten: Der Ben Bracken Islay kommt in einer grünen Papptube daher, 40% Alkohol und E150a vulgo Zuckerkulör fürs Gemüt und die sinnfreie Bespaßung für Freunde orangefarbener Getränke.
Die Aufmachung ist identisch zu der vom Ben Bracken ‚Speyside‘ oder dem ‚Highland‘, bei Interesse daran also einfach beim Ben Bracken Speyside nachlesen.

Wohlan, Flasche aufgemacht, Whisky ins Schnuffelglas gleiten gelassen und schon die erste Überraschung: sehr wenig Rauch in der Nase anzutreffen. Schonmal kein veritabler ‚Stinker‘ vor dem Herrn.
Hier also -im Gegensatz zum ‚Speyside‘ oder dem ‚Highland‘ Ben Bracken- für mich eine leichte Enttäuschung, hatte ich mir doch deutlich mehr erwartet, die schlichte Gleichung: junger Raucher=starker Stinker, klappt also wohl doch nur bei Zigarettenmenschen.
Aber, dies ist ja primär mein Problem; kann der Schnaps ja nix dafür, wenn ich eine andere Erwartung habe beim Riechen, oder? 😉
Denn fairerweise muss ich feststellen: das was noch an Rauchigkeit ankommt ist allemal genug um die Nase der Vereinigung „Freunde rauchiger Whiskys“ dort abzuholen wo sie ist…in your face .
Der Rauch des Ben Bracken Islay geht eher in die medizinische Richtung, also kein totes, aschiges Lagerfeuer Horsd’œuvre oder gar feinster, kalter Kamingeruch.
Viel mehr, auch das sei angemerkt, ist da aber nicht mehr mit dabei… eine leichte ölige Gewürznote vielleicht noch (noch jemand der da Thymian assoziiert?)stört mich aber nicht – deckt sich da durchaus mit meiner Erfahrung über junge und rauchige Whiskys die ich schon im Glas hatte. Zumindest denen in der Preisklasse bis 40€, bei 40% Alkohol.

Im Mund teilt er sich leider das Schicksal seiner eierlosen Glaubensbrüder –Bruder Highland und Bruder Speyside– aus dem Orden „Zum schändlich verwässerten Destillat“.
Allerdings -und das ist wichtig für meine Bewertung- ist er schön süffig und lädt ein wenig zum Zechen damit ein. Leichter, nasser Rauch und honigsüße Pfeffrigkeit stehen auf der Agenda.
Leider kommt noch diese ölige Thymiannote, die ich bei einigen der jungen NAS kennenlernen durfte, dazu. Die stört, zumindest mich, spätestens nach dem zweiten dram deutlich -und ist so eine natürliche Bremse gegen allzu lockeren Umgang mit der Spirituose im Glas.
Der Ben Bracken hat aber -bei aller Komplexitätseinschränkung- etwas was den anderen beiden Brüdern abgeht: der macht nämlich fast schon Spaß und ist somit quasi der Einbeinige unter den Blindfischen, hey-ho!

Im Abgang erwischt er einen dann auch doch noch mit deutlichem Bizzeln und Pfeffer auf der Zunge, aber wie heißt es so schön? Jung kaputt spart Altersheime!
Hierbei stört mich das häufig bemängelte Bizzeln aber auch nicht ganz so sehr, wie bspw. bei den beiden anderen getesteten Vertretern der Lidl-Zunft, weil der Rauch noch einen Moment –mittellang- im Mund verharrt und versucht dagegen anzustinken, not literally…oder doch? 😀

Um einen Vergleich auf der 100 Punkte Skaleneinordnung zu seinen beiden schwächeren Brüdern zu vollziehen: der läge bei mir in den höheren 70ern aber wegen der Kräuternote -die ich mit Thymian assoziiere- kommt er doch nicht ganz an die 80 Punkte ran.
Ich habe den Ben Bracken Islay gestern nochmal verkostet und danach -zum Komplexitätsvergleich- mal einen Laphroaig Triple Wood dagegen verkostet, was solche gigantischen Welten Unterschied sind, oh my dear, obwohl ich auch den Triple Wood nun nicht zu den echten must-haves zählen würde. Geschmacklich ein komplett anderes Kaliber, was mich kurz hat überlegen lassen, ob ich den Ben Bracken Islay vielleicht doch zu hoch bewertet habe; ich bleibe aber -mit den Einschränkungen die ich oben und auch im Fazit gemacht habe- dabei, weil da eben auch preislich Welten zwischen liegen…naja, ungefähr das Doppelte und der gedacht als rauchiger Einsteiger schon nicht allzu viel falsch macht.

Die Whiskybase hat hier was zum Ben Bracken Islay(2017).

Wertung Single Malt
Ben Bracken Islay (2017)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Ben Bracken Islay (2017) ist definitiv der Whisky von den drei getesteten Highland, Speyside und Islay den ich ohne Scham empfehlen würde; im Gegensatz zu Ben Bracken Speyside / Highland macht mir der nämlich weitgehend Spaß. Und ja, der Geschmack der mich öfter zu dieser Flasche greifen lassen würde ist definitiv da, auch trotz Thymian. Für knappe 18 € ist das sicherlich ein fairer und durchweg akzeptabler Islay-Single Malt. Ich gestehe: ich habe mir davon tatsächlich -ein Gutschein! ein Gutschein! nochmal einen nachgekauft…für Tage an denen die Nasennebenhöhlen dicht sind oder der Kohlgeruch in der Wohnung eine Verschwendung beim Genuss von teureren Whiskys wäre; insgesamt aus meiner Sicht kein schlechter Kauf. Zur Beachtung: Es ist kein Konkurrent für bspw. einen Laphroaig 10, andere Klasse, sowohl preislich als auch geschmacklich.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

3 Gedanken zu “Ben Bracken ‚Islay‘ (2017)

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