Kategorie: Lebenswasser

‚A Speyside Distillery 1977 (WD)‘

Der heutig präsentierte Whisky ist der teuerste, den ich mir bisher gekauft habe -und das hatte einen speziellen und traurigen Grund.

Eine gute und langjährige Freundin von mir -Wegbegleiterin über 35 Jahre- verstarb innerhalb von einem sehr kurzen Zeitraum an den Folgen einer erneuten Krebserkrankung; es blieb nicht mal mehr genug Zeit sich zu verabschieden.
Da sie gut wusste, dass ich dem edlen Tropfen nicht abgeneigt bin, aber zu geizig vernünftig bin, für Alkohol dreistellige Beträge auszugeben…Leute, hallo, es bleibt Schnaps…selbst wenn der älter und fassgelagert wurde, bedachte sie mich mit einem kleinen Auftrag in ihrem Testament.


Doch kurz noch was zu Alkohol und Preisen:
Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund dafür 100€ aufwärts bezahlen zu müssen, außer, dass der ominöse Markt auf Spekulanten und gesteigerte Nachfrage in zwei Formen reagiert hat.
Einerseits kommt immer mehr maximal durchschnittlicher Whisky auf den Markt, zu Preisen, die einem die Tränen fürs dargebotene in die Augen treiben… meist jedoch vor Lachen.
Die alten -und seltenen- Abfüllungen hingegen verstauben gerne als Geldanlage getarnt bei irgendwelchen Hedgefonds oder Privatiers im dunklen Kämmerlein, vulgo Lagerhalle und treiben die Preise weiter hoch, da sie des Trinkers Zirkulationssphäre verlassen haben und sich vollständig von ihrem Gebrauchswert entfremdet haben.
Ist mir aber egal, zwingt einen ja noch keiner sich am Rennen um das dickste Portemonnaie für den dünnsten Fusel zu beteiligen, Lemminge sind schon immer abgestürzt.


Nicht egal war mir hingegen, dass besagte Freundin mir einen dreistelligen Betrag hinterließ, mit der Auflage, davon eine teure Flasche Whisky zu kaufen, eine, die ich mir sonst nie kaufen würde und an ihrem Geburtstag((und meinem – wir sind beide am gleichen Tag geborene) mit einem Glas auf sie anzustoßen – woran ich mich bis heute gehalten habe.

Nun leidet Whisky noch nicht stark, aber ein wenig doch schon, wenn er über einen längeren Zeitraum eröffnet ist, sodass ich das Spiel nicht beliebig oft in der Zukunft noch tun werden kann – zumindest nicht, ohne dass der Whisky deutlich an Aroma und Geschmack verliert.
Und ich mag auch nicht mit Plastikfolien und Gasen anfangen…hatte ich erwähnt…ist nur Alkohol. 😉
Nun habe ich jedoch – außer der Reihe- zu einem profanen, dennoch -für den geneigten Eintracht Frankfurt Fan- wichtigen Ereignis mit einem feinen Gläschen des besagten Whiskys gefeiert; Micha hätte das sicherlich-obwohl Kickers Offenbach Fan 😯 – gutgeheißen.

'A Speyside Distillery 1977 (WD) FlascheNun genug der Vorrede und ab in medias res.

Der Whisky ist ein Single Malt Whisky, genauer sogar eine Single Cask Abfüllung, dessen Destillerie unbekannt bleibt und der zu den Eigenabfüllungen von Whisky-Doris zählt und auch eben dort gekauft wurde.
So kündet das Frontetikett, auf dem ein Aquarell von Horst Mantheé mit dem Old Leanach Farmhouse abgebildet ist, lediglich:“Distilled 1977 at a Speyside Distillery“, die Rückseite nennt 10/1977 als Datum der Destillation und 12/2015 als Monat der Abfüllung.
Der Whisky reifte in einem Sherry Butt mit der Nummer 25 und hatte -als man ihn auf Flasche zog- angenehme 47% Vol. Alkohol.
Es wurden aus dem Fass 578(auf der Webseite von Whisky-Doris im Archiv steht noch 577!) Flaschen abgefüllt, meine Flaschennummer behalte ich für mich. 😛
Der damalige Preis belief sich auf 280€, der Whisky ist leider nicht mehr erhältlich.
Vorweg, man sollte diesem Whisky, darauf wurde auf der Webseite damals auch hingewiesen, ein gutes Maß Zeit im Glas geben damit er es sich auch richtig gemütlich machen kann.
Aus der Buddel direkt in den Rachen ist, neben der Höhe des Preises auch geschmacklich nicht sinnvoll – wie bei den meisten Whiskys – dies nur nebenbei bemerkt.
Es gibt da irgendwo die Empfehlung: Eine Minute im Glas pro Jahr im Fass…oder so ähnlich.
Wie man dies dann mit einem fucking NAS Whisky, als No Age Statement nicht Network Attached Storage hält…who knows?
Also, ich habe den „A Speyside Distillery 1977“ definitiv bisher keine 38 Minuten ruhen lassen, eher so was um die 20-25, aber das ist -denke ich- auch akzeptabel. Vielleicht entwickle ich mal die Geduld fast 40 Minuten vor einem Glas zu sitzen und nur zu schnuffeln, bisher ist es mir noch nicht gelungen…shame on me!

Im Glas, wie auch in der Flasche zeigt sich ein schöner, dunkler Whisky der ungefärbt(also kein E150a, aber schon Farbe ausm Fass, logo!) und nicht kühlgefiltert auf seinen Lebenszweck wartet.
Die Nase ist dunkel wie meine Seele, süß und schwer und insgesamt ‚rund‘ in meiner Wahrnehmung.
Es muffelt nach Schokoladenpralinen mit Rosinenmatsch, aber, auch überraschend frisch für 38 Jahre in einem dunklen Fass.
Durch Wasserbeigabe bekommt er eine schmutzige Note, geht in Richtung Fabrikboden mit Zitrusfruchtaroma eins Spülmittels.
Ohne Wasser gefällts mir deutlich besser, da ist die Nase für mich glatt 5 Fässer wert, appetitanregend und süffig – verheißt Spaß.

Im Mund ist er adstringierend, trocken und etwas fettig. Dunkle Schokolade, cremig und süß mit Rosinen…aber, ich hab‘ da ganz wenig und ganz weit hinten auch eine Ahnung von Schwefel der Marke Sylvesterkracher…stört aber nicht und macht auch nichts kaputt, was ja leider nicht immer der Fall ist. Das Mundgefühl ist voll, etwas pfeffrig kommt der alte Geselle daher und auch vom Fassmuff bleibt man nicht ganz verschont(Glenfarclas nicht unähnlich, da habe ich den Muff in bisher jeder Abfüllung gehabt).

Beim Abgang ist die dominante Note Espressobitterkeit, die hält sich auch etwas länger auf der Zunge…da merkt man dann das Alter und das Fass.

Vorweg, ich mag die Eigenabfüllungen von Whisky-Doris.
Ich mochte die Christmas Malts, obwohl es dort durchaus spürbar schwefelte, und auch einiges aus der Nose Art Reihe schmeckte mir – da war bisher keiner dabei, der nicht gut bis sehr gut war.
Nun also der „A Speyside Distillery 1977“.
Ich finde den sehr gelungen und er schmeckt auch prima…und da ich damit ja quasi einen letzten Willen umsetze, finde ich den für den mir wichtigen Anlass sehr gut geeignet.
Ob mir der Whisky allerdings 280€ wert wäre? Definitiv nein, sorry.
Nicht falsch verstehen, der Whisky bekommt von mir satte 5 Fässer, der ist deutlich besser als der Durchschnitt, den man gewöhnlich kauft (und meist auch teuer bezahlt), aber mein persönliches PLV passt trotzdem nicht, man bekommt ja leider fürs hohe Alter nicht unbedingt (und immer)ein mehr an Geschmacksexplosion oder mehr Aroma.
Wenn man sich das klar gemacht hat, wird man vermutlich eher wieder in den Bereich der guten 20-28 jährigen Whiskys übersiedeln – zumindest wenn man keinen Dukatenscheißer sein eigen nennen kann, oder aber man erfreut sich an der Masse an guten Abfüllungen bis 18 Jahre für den kleineren Geldbeutel. Das ist weder ehrenrührig, noch dumm oder ‚anfängerhaft‘ – Geschmäcker sind verschieden und nicht alles was weniger kostet ist automatisch deswegen schlechter. Als Stichwörter seien hier mal Ardbeg Ten, Laphroaig Q.C. oder auch der klassische Lagavulin16 in die Runde geworfen .
Ich habe noch Whiskys hier stehen -und auch bereits getrunken- die waren mit 25 Jahren oder auch 24 für unter Hundert € noch vor 2 Jahren zu haben – so bekam man die grandiose Glenscoma Eigenabfüllung bei Scoma Ben Nevis 1990 bspw. für ‚nur‘ 89€.
Ja, ich weiß der Vergleich hinkt…hier 38Jahre Sherryfass, dort 24 Jahre Bourbonfass, aber was ich damit sagen möchte, ist einfach, es muss nicht immer ein Schielen nach dem Alter sein, oftmals bezahlt man dann einfach deutlich mehr, als es einem mehr an Geschmack zuträglich ist – andere Mütter haben eben auch hin-und wieder jüngere und hübschere Töchter…hüstel.

Die Whiskybase hat hier was zum A Speyside Distillery 1977 (WD).

Wertung Single Malt Whisky
A Speyside Distillery 1977 (WD)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der ‚A Speyside Distillery 1977 (WD)‘ ist ein wunderbarer, sehr alter Sherrywhisky, der Spaß macht und denn man entsprechend zelebrieren sollte; mal eben zum Tatort gucken ist da definitiv nicht das richtige Umfeld für. 😉 Was bleibt ist ein damals bereits hoher Preis für Alkohol, wer da ohne mit der Wimpern zu zucken und ohne Kreditaufnahme mit zurechtkommt, der bekommt einen gut gereiften oldfashioned Whisky aus dem Einzelfass mit ansprechendem Geschmack.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

P.S. Neuerdings muss man ja dazuschreiben, dass man sich den Schnaps selbst gekauft hat, keine Werbung betreibt und auch sonst eben kein fucking Influencer oder Marketingfuzzi ist oder von den im Beitrag genannten Shops bestochen wurde…dies sei hiermit getan.
Nebenbei bemerkt: Ihr macht das Internet immer arschiger und kaputter…:-( !

Ben Bracken 22y Islay (2016)

Ebenfalls aus dem Vorweihnachtsgeschäft 2016 stammt der Ben Bracken 22 Jahre Islay,Single Malt, destilliert anno 1993. Ben Bracken 22 Islay (2016) Flasche
Da hatte sich Lidl echt was einfallen lassen und kam mit sehr schicker Klappverpackung und velourartiger Flascheneinlage daher.
Die Informationen auf der Verpackung -und der Flasche- sind Banalitäten, also schlicht Marketingblabla-Blendwerk.
Denn, da man einen schottischen Whisky und spezieller einen Single Malt verkauft, ist es verpflichtend, dass der in Eichenfässern gelagert sein muss(mindestens 3 Jahre) und auch in Kupferbrennblasen(Potstills) destilliert wurde.
Dennoch macht der Auftritt rein optisch deutlich was her; die Rückseite der Verpackung ist vollgemacht mit Farb-und Geschmackseindrücken in englischer Zunge verfasst.

Im Innern ist auf der linken Seite ein Retrokartenausschnitt mit Islay im Zentrum zu sehen, es wiederholt sich der blödsinnige Text von der Vorderseite.Ben Bracken 22 Islay (2016) Flasche
Konsequenterweise hat man den Hinweis auf Kupferbrennblase, Eichenfass und die Destillation, Reifung und Abfüllung in Schottland(ein weiteres Kriterium für einen Scotch Whisky) auch noch aufs Flaschenlabe gedruckt. *Seufz*.
Und um das Farbgeschwätz auf der Verpackung noch völlig ad absurdum zu führen wurde auch diesem Whisky mit E150a Gewalt angetan…was genau soll also noch der Rückschluss auf:“ Amber honey gold with dazzling rays of sunlight.“ bedeuten? Abgemischt, verkorkt und verpfuscht mit Färbemittel. Fuck off!

Und, weil man ja Geld für die wirklich schöne Verpackung und das Färbemittel ausgeben musste, sowie vermutlich einen Marketingschwätzer zum blöddichten angeheuert hat, konnte man den Whisky dann leider nur mit 40% abfüllen, irgendwo muss man ja sparen. 😉
So, nun aber genug gemeckert, diese Labelfarce macht ja nicht nur der Discounter -viele Destillerien verkaufen immer noch mit 40%, E150a Pansche und nichtssagendem Gewäsch auf dem Label ihre Produkte; ist also ein allgemeines Maulen von mir, hier am Beispiel des Ben Bracken 22 Islay exerziert, gilt aber definitiv für die gesamte Brut die das so macht. Jawoll!

Was diese Abfüllung aber so interessant gemacht hat, war der Preis. Lidl wollte für einen 22 Jahre gereiften, Islay Single Malt lediglich 39.90€ haben.
Das war der Kracher, hinter dem sich meine obige Kritik einreihen musste.
Nur zur Einordnung des Preises: zum damaligen Zeitpunkt kostete eine Flasche Islay Single Malt mit solch einem hohen Alter mindestens das 4 fache…meist aber je nach Destillerie auch gerne deutlich mehr.
Und wir erinnern uns, es gibt ja nicht unbegrenzt Destillerien auf Islay die Whiskys mit solch einem hohen Alter abzugeben hatten, Kilchoman war z.B. definitiv nicht mit von der Partie. 😀

Im Glas muffelt der Ben Bracken 22 Islay nach schwachem Rauch, Heidekraut, süß und süffig. Der Rauch wirkt feucht und insgesamt eher dünn. Nun ja, nach 22 Jahren im Fass ist keine Rauchbombe zu erwarten, die Nase hält sich aber noch gut im Rahmen dessen, was man erwarten konnte oder wollte.

Nachdem der erste Schluck den Mund erobert hat und wärmt, rauchig und malzig, mit überraschend schwacher Holznote, wenig Espresso, dafür süßer Honig an Bord.
Der Geschmack ist weniger wässrig als es die Nase noch vermuten ließ, dennoch tendiert der Ben Bracken 22 Islay in diese Richtung; er ist trotzdem -oder gerade deswegen?- ein sehr süffiger und wie ich finde, fast bowmoreesker Single Malt mit leichter Pfeffrigkeit und feuchtem Rauch. Klasse!
Der Abgang ist dann das schwächste Glied der Kette. Der Whisky bitter leicht nach(darf er, war ja lange im Fass) schmeckt leicht harzig und schwupps-die-wupps ist er auch schon weg.

Aber falls einem die Geschmacksdauer oder -intensität beim Abgang fehlt, gießt man sich halt schnell noch einen kleinen dram ein und süffelt nochmal neu drauflos – kost‘ ja eben nicht die Welt. 🙂

Sehr schön, ein leckerer Stoff, dem man die 22 Jahre allerdings nicht wirklich anmerkt. Dafür ist der Ben Bracken 22 ‚Islay‘ klasse trinkbar und dabei sehr süffig. Und nebenbei: ich mag ja Bowmore Style gerne.

Die Whiskybase hat hier was zum Ben Bracken 22 Islay Cd (2016).

Wertung Single Malt
Ben Bracken 22 ‚Islay‘ (2016)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Ben Bracken ‚Islay‘ 22 Jahre (2016) ist ein leckerer Single Malt, lecker und süffig mit einem grandiosen und unschlagbaren Preisleistungsverhältnis. Das man da das Alter nicht an jeder Ecke und Kante merkt finde ich nicht wirklich schlimm; gerade auch die manchen älteren Whiskys zu eigene Bitterkeit ist hier sehr gut eingebunden und nicht zu dominant. Easy goin‘ stuff.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

Glenalba 22y (2016)

Nachdem ich nun das Pflichtprogramm des Discounter Einsteigerwhiskys hinter mich gebracht habe, Glen Orchy 5 years, Ben Bracken Speyside, Highland und Islay liegen hinter mir, kann ich mich nun wuschig den gereifteren Semestern zwischen 22 und 30 Jahren zuwenden. Mein Acronym zur guten alten American PieMILF‚ – nenne ich dann wohl schlicht ‚WILD'(Whiskys I’d like (to) drink) *grins*.
O.k. let’s runnin‘ WILD mit dem Glenalba 22 Jahre Sherry Cask Finish aus dem Jahre anno 2016(Vorweihnachtsgeschäft).
Glenalba 22 (2016) Flasche
Der Glenalba 22 ist ein Blended Scotch Whisky, der mit 40% Alkohol und -wie leider immer noch üblich- Zuckerkulör der E150a Variante von Clydesdale für Lidl 2016 abgefüllt wurde.
Die Flasche versteckt sich hinter einer Pappdose die in weiß-grün gestaltet wurde und bei der die Farbwahl und Größe der Schrift meinen Augen beim Versuch sie baräugig zu entziffern nicht wirklich gut tut.
Wer sich diese Schikane ausgedacht hat, sollte mit einer Karotte so lange verprügelt werden bis er Vitamin A spuckt.
Man hat sich bemüht Transparenz auf dem Label darzustellen, ob das allerdings mehr war als ein Marketinggag bezweifle ich mal. So finden wir den Hinweis auf ein Batch: JS/322, ein Lot#0745C, was aber zumindest -Spoiler Alarm!- bei den von mir erstandenen 4 Flaschen immer dieselbe Angabe war – und soweit ich das im Internet verfolgt habe- auch bei allen anderen.
War also wohl ein echt fettes Batch, aber wir mündigen Trinker freuen uns ja bereits über kleinste Anzeichen von Information auf dem Label.
Wie es sich für einen Blended Whisky gehört, wurden hier Single Malts mit Grain Whisky vermischt, von denen der jüngste mindestens 22 Jahre alt sein musste.
Danach ging es nochmal für eine unbestimmte Zeit ins Sherryfass zum sogenannten finish. Warum?
Nun, vermutlich waren die Fässer in denen die Ursprungsdestillate reiften nicht allesamt der absolute Bringer, also eher Brot-und Butter Fässer(nicht buchstäblich!) der Kategorie 2nd, 3rd, oder noch öfter befüllt und ausgelutscht statt Premiumware. Die können zwar noch während der Reifung helfen das Raue des Rohbrandes abzumildern, aber geben selbst meist außer Bitterstoffen(Tanninen) nicht mehr viel her -und manchmal nicht mal mehr das. 😉
Um also in einen eher unterkomplexen Whisky ein wenig Geschmacknuancen zu bekommen(und damit besser und vor allem teurer verkaufen zu können), nutzt man dafür neuere Fässer, die eben kurz(meist ist es leider eben nicht mehr lang) mit Sherry, Portwein oder einer anderen Leckerei befüllt waren, und bei denen sich ins Fass ein paar Liter der Substanz gesogen haben, die es nun an den darin gefüllten Whisky abgibt.
Denn: direkte Zugabe von Sherry in den Whisky ist böse, indirekte hingegen ist ein cleverer Trick um sein Zeug an den Mann zu bringen, Glenmorangie sei Dank!
Und nur damit das nicht falsch ankommt: Es gibt wirklich richtig gute gefinishte Whiskys da draußen und ein indirektes Panschverfahren ist also nicht pauschal zu verurteilen.
Kommt es doch primär aufs Ergebnis an und nicht (nur) aufs Abarbeiten der Dogmatik der SWA. Compass Box Freunde wissen was ich meine. 😉
So kann es auch eine spaßige Versuchung sein, sich mal seinen Whisky daheim mit einem Tropfen Sherry oder Port oder Heringssud oder was weiß ich zu ‚veredeln‘, ein wenig mit Aromen und Geschmäckern zu spielen.
Noch ein paar Eckdaten habe ich anzubieten, dann gehts los mit meinen Eindrücken zum Glenalba 22 Jahre.
Die Whiskys wurden 1993 destilliert -wo auch immer, und von wem auch immer- und 2016 abgefüllt.
Meine Flasche kaufte ich zum Jahresende 2016 für den sensationellen Preis von 24.99€.
So wie es ausschaut gab es 2015 schon einmal den gleichen(?), es finden sich zumindest in der Whiskybase zwei Beiträge dazu.
Meine Flaschen haben alle den Bottlecode L28164, der wohl den 2016er Flaschen zueigen ist.

Was hat der Glenalba 22 anzubieten?
In der Nase sammeln sich Kakaonoten, frischer Sherry(nicht die dumpfe und schwere Variante), Karamell und überraschend helle Früchte -Aprikose/Pfirsich- und eine süße Note.
Klasse Näschen.

Im Mund ist es fettig und seidig, deutlich Sherry dabei ein leichtes bisschen säuerlich und adstringierend. Er ist cremig und ein kleines bisschen bitter und bizzelt auch etwas auf der Zunge. Für die 40% Alkohol hat er einen kräftigen Antritt und schmeckt fast singlemaltig, wobei eine crispy Note vom Grain(?) spürbar ist.
Der ist auch im Mund ein leckerer Geselle.

Im Abgang haben wir dann etwas Holz, immer noch Sherry und eine chinesische süß-sauer Variante, insgesamt ein wenig weinig. Er macht fühlbar fettige Lippen und eignet sich so natürlich auch zur täglichen Gesichtspflege als echtes Naturprodukt. Im Schlund brennt er dann leicht, was den Gesamteindruck aber nicht wirklich trübt.

Seufz. Der Glenalba 22 ist ein wirklich leckerer Blended Whisky, und ich verstehe mal wieder die eher niedrige 80er Wertung dazu in der Base nicht.
Wenn ich aber dort sehe, dass auch der Old Perth SC dort sogar noch unter 80 angesiedelt ist, wird vielleicht ein Schuh draus, den ich mir aber nicht anziehen werde. 😀

Die Whiskybase hat hier was zum Glenalba 22 Cd (2016).

Wertung Blended Whisky
Glenalba 22 (2016)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Glenalba 22 Jahre (2016) ist ein wirklich toller Blend, abwechslungsreich, lecker und süffig mit einem nahezu unschlagbaren Preisleistungsverhältnis. In der gleichen Preisklasse spielt bspw. ein Old Perth Sherry Cask, der aber keine 22 Jahre auf dem Buckel -dafür aber 3% mehr Alk- hat. Ich habe es oben bereits erwähnt, ich habe mir damals 4 Flaschen davon hingestellt, weil ich den für knapp 25€ einen absoluten Knaller fand. Sein Nachfolger(der ein komplett anderer Whisky sein kann, remember, Handelsname) ist ein 23jähriger(gleiche Flasche, gleiches Label) der dann aber eben auch gleich 39.90€ kostet und deswegen den Weg (bisher) nicht zu mir gefunden hat.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

Ben Bracken ‚Islay‘ (2017)

Heute wirds (vermutlich) rauchig; denn heute stammt der getestete Ben Bracken von der Insel Islay, land of the bog, and home of the peat. 😀
Dadurch erhoffe ich mir deutlich mehr Geschmackseindruck als bei seinen eher farblosen Brüdern aus den Highlands und der Speyside.

Denn junge, rauchige Whiskys haben gewöhnlich zwei Vorzüge: erstens sie sind meist noch deutlich rauchiger, als länger gereifte ihrer Zunft, und zweitens stört eine jugendliche Eindimensionalität darin(der Rauch, der Rauch!) mich nicht, dennoch Spaß an dem Whisky zu haben. Auch die -hin und wieder- metallischen Eindrücke, die man bei jungem Whisky finden kann, werden meist gut -auf jeden Fall besser als bei ungetorften Vertretern der Gattung Whisky- durch den Rauch camoufliert.Ben Bracken Islay (2017) Flasche
Kurz zu den banalen Eckpunkten: Der Ben Bracken Islay kommt in einer grünen Papptube daher, 40% Alkohol und E150a vulgo Zuckerkulör fürs Gemüt und die sinnfreie Bespaßung für Freunde orangefarbener Getränke.
Die Aufmachung ist identisch zu der vom Ben Bracken ‚Speyside‘ oder dem ‚Highland‘, bei Interesse daran also einfach beim Ben Bracken Speyside nachlesen.

Wohlan, Flasche aufgemacht, Whisky ins Schnuffelglas gleiten gelassen und schon die erste Überraschung: sehr wenig Rauch in der Nase anzutreffen. Schonmal kein veritabler ‚Stinker‘ vor dem Herrn.
Hier also -im Gegensatz zum ‚Speyside‘ oder dem ‚Highland‘ Ben Bracken- für mich eine leichte Enttäuschung, hatte ich mir doch deutlich mehr erwartet, die schlichte Gleichung: junger Raucher=starker Stinker, klappt also wohl doch nur bei Zigarettenmenschen.
Aber, dies ist ja primär mein Problem; kann der Schnaps ja nix dafür, wenn ich eine andere Erwartung habe beim Riechen, oder? 😉
Denn fairerweise muss ich feststellen: das was noch an Rauchigkeit ankommt ist allemal genug um die Nase der Vereinigung „Freunde rauchiger Whiskys“ dort abzuholen wo sie ist…in your face .
Der Rauch des Ben Bracken Islay geht eher in die medizinische Richtung, also kein totes, aschiges Lagerfeuer Horsd’œuvre oder gar feinster, kalter Kamingeruch.
Viel mehr, auch das sei angemerkt, ist da aber nicht mehr mit dabei… eine leichte ölige Gewürznote vielleicht noch (noch jemand der da Thymian assoziiert?)stört mich aber nicht – deckt sich da durchaus mit meiner Erfahrung über junge und rauchige Whiskys die ich schon im Glas hatte. Zumindest denen in der Preisklasse bis 40€, bei 40% Alkohol.

Im Mund teilt er sich leider das Schicksal seiner eierlosen Glaubensbrüder –Bruder Highland und Bruder Speyside– aus dem Orden „Zum schändlich verwässerten Destillat“.
Allerdings -und das ist wichtig für meine Bewertung- ist er schön süffig und lädt ein wenig zum Zechen damit ein. Leichter, nasser Rauch und honigsüße Pfeffrigkeit stehen auf der Agenda.
Leider kommt noch diese ölige Thymiannote, die ich bei einigen der jungen NAS kennenlernen durfte, dazu. Die stört, zumindest mich, spätestens nach dem zweiten dram deutlich -und ist so eine natürliche Bremse gegen allzu lockeren Umgang mit der Spirituose im Glas.
Der Ben Bracken hat aber -bei aller Komplexitätseinschränkung- etwas was den anderen beiden Brüdern abgeht: der macht nämlich fast schon Spaß und ist somit quasi der Einbeinige unter den Blindfischen, hey-ho!

Im Abgang erwischt er einen dann auch doch noch mit deutlichem Bizzeln und Pfeffer auf der Zunge, aber wie heißt es so schön? Jung kaputt spart Altersheime!
Hierbei stört mich das häufig bemängelte Bizzeln aber auch nicht ganz so sehr, wie bspw. bei den beiden anderen getesteten Vertretern der Lidl-Zunft, weil der Rauch noch einen Moment –mittellang- im Mund verharrt und versucht dagegen anzustinken, not literally…oder doch? 😀

Um einen Vergleich auf der 100 Punkte Skaleneinordnung zu seinen beiden schwächeren Brüdern zu vollziehen: der läge bei mir in den höheren 70ern aber wegen der Kräuternote -die ich mit Thymian assoziiere- kommt er doch nicht ganz an die 80 Punkte ran.
Ich habe den Ben Bracken Islay gestern nochmal verkostet und danach -zum Komplexitätsvergleich- mal einen Laphroaig Triple Wood dagegen verkostet, was solche gigantischen Welten Unterschied sind, oh my dear, obwohl ich auch den Triple Wood nun nicht zu den echten must-haves zählen würde. Geschmacklich ein komplett anderes Kaliber, was mich kurz hat überlegen lassen, ob ich den Ben Bracken Islay vielleicht doch zu hoch bewertet habe; ich bleibe aber -mit den Einschränkungen die ich oben und auch im Fazit gemacht habe- dabei, weil da eben auch preislich Welten zwischen liegen…naja, ungefähr das Doppelte und der gedacht als rauchiger Einsteiger schon nicht allzu viel falsch macht.

Die Whiskybase hat hier was zum Ben Bracken Islay(2017).

Wertung Single Malt
Ben Bracken Islay (2017)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Ben Bracken Islay (2017) ist definitiv der Whisky von den drei getesteten Highland, Speyside und Islay den ich ohne Scham empfehlen würde; im Gegensatz zu Ben Bracken Speyside / Highland macht mir der nämlich weitgehend Spaß. Und ja, der Geschmack der mich öfter zu dieser Flasche greifen lassen würde ist definitiv da, auch trotz Thymian. Für knappe 18 € ist das sicherlich ein fairer und durchweg akzeptabler Islay-Single Malt. Ich gestehe: ich habe mir davon tatsächlich -ein Gutschein! ein Gutschein! nochmal einen nachgekauft…für Tage an denen die Nasennebenhöhlen dicht sind oder der Kohlgeruch in der Wohnung eine Verschwendung beim Genuss von teureren Whiskys wäre; insgesamt aus meiner Sicht kein schlechter Kauf. Zur Beachtung: Es ist kein Konkurrent für bspw. einen Laphroaig 10, andere Klasse, sowohl preislich als auch geschmacklich.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

Ben Bracken ‚Highland‘ (2017)

Heute gibts meine Einschätzung zum Lidl Single Malt, Ben Bracken ‚Highland‘, gekauft im Jahre 2017.

Wie seine Brüder im Geiste, Speyside und Islay ist der Ben Bracken ein altersloser Geselle, in blauer Papptube versteckt und mit 40% Alkohol und Färbemittelzugabe in Schottland abgefüllt.
Meine Buddel kostete 2017 17.99€, wie auch die beiden anderen aus der Trilogie, aktuell kostet der Highland im Shop wohl 14.99€, ob das nun ein kurzfristiges Angebot ist und/oder die dauerhafte preisliche Konsequenz zu dieser Abfüllung weiß ich augenblicklich nicht. Sobald ich das überblicke liefere ich die Info als Edit nach.
Alles was ich bereits zum Ben Bracken ‚Speyside'(2017) in Bezug auf Sinnhaftigkeit der Abfüllung bzw. Verpackungsgedöns etc. schrieb, tritt auch hier zu; wen das also interessiert einfach hier nachlesen.Ben Bracken Highland (2017) Flasche

Im Glas ist der Highlander ebenso wie auch sein Bruder aus der Speyside leicht und schwach in der Aromaausprägung, Euphemistiker nennen dies dann vermutlich ‚elegant‘.
Orangefarbene Frucht, Richtung Aprikose und Pfirsich, also eher frisches Aroma als dumpfe Matschfrucht wie Rosine oder ähnliches.
Ein unspektakuläre Nase, aber nicht unangenehm, ähnlich wie beim Speyside könnte das was werden…hofft man ein wenig um dann fast stante pede auf dem Boden der traurigen Realität anzukommen.

Beim Ersteindruck, als der Ben Bracken ‚Highland‘ im Mund aufschlägt, denkt man noch: das könnten glatt 2-3 Fässer werden, doch trotz 40% Alkohol ernüchtert man in dieser Hinsicht zügig.
Und im Hintergrund rotiert Ernst Bloch.
Wie auch der ‚Speyside‘ ist er (der Highland, nicht Ernst Bloch! :-D) leider von eher etwas wässriger Natur, zwar mit seidig-fettigem Beiwerk, süßlich einem Hauch Malz und deutlich warm und … er beginnt Ratzfatz das verdammte Bizzeln auf der Zunge. WTF!
Der macht mir im Mund so gar keinen Spaß, sprittig und bei Weitem zu jung im banalen Geschmack; leider haben auch die Fässer wohl nur Tannine abgegeben, der Mund wird trockener und der Geschmackseindruck bitter. Bah!

Im Abgang bleibt es warm und die Zunge wird aufgepelzt, die Bitterkeit überwiegt.

Hmpf.
Ok, hier bin ich versucht nach guter alter Connor MacLeod Manier zu sagen „Es kann nur einen geben!“, nicht jedoch ohne anzufügen: „Und dieser hier ist es definitiv nicht!“.
Aus meiner Sicht definitiv der schwächste der drei Einsteiger Single Malts; vielleicht deswegen die aktuelle Preisdifferenz zu den Brüdern?
Eventuell kann man da noch was retten, so man einen dicken Tropfen feinsten Sherry angießt?
Oder etwas vom Ben Bracken ‚Islay‘ damit verblendet? Einen Versuch ist es wert, denn schlimmer geht (fast) nimmer.
Nebenbei stelle ich fest, es rächt sich hier meine etwas grobe Einteilung mit den 6 Fässern, liegt doch dadurch der Speyside relativ dicht dran am Highland (beide 2 Fässer) lediglich über das PLV konnte ich leicht gegensteuern. Denn richtig „Widerlich“ ist der nun auch nicht, belanglos und unattraktiv ja, trinkbar auch, aber eben noch brauchbar, allerdings eher 2- Fass…
… falls ich in der 100er Skala bewerten würde, wäre der Speyside vermutlich ungefähr bei 74/75 gelanded, der Highland bei maximal 70, also knapp ein Rating dazwischen.

Die Whiskybase hat hier was zum Ben Bracken Highland (2017).

Wertung Single Malt
Ben Bracken Highland (2017)
Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Ben Bracken Highland (2017) ist definitiv nicht mein Whisky; wie schon beim Ben Bracken Speyside fehlt mir dabei der Spaß oder der Geschmack der mich öfter zu dieser Flasche greifen lassen würde.
Lieblos käme mir in den Sinn. Naja, man soll ja das Beste aus allem machen, deswegen: Eventuell wird das meine neue Flasche für die Küchenzutaten; dann kann sie den bald leeren Bushmills Blend als Marinier-Destillat ablösen.
Wer sich noch an den Geschmack des alten Loch Lomond in der blauen Metalldose erinnert, der hier gefällt mir noch weniger; nur um das einzuordnen.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

Ben Bracken ‚Speyside‘ (2017)

Und weiter gehts im Discountertasting mit dem ersten Single Malt aus dem dreistimmigen Einsteigerwhisky-Portfolio von Lidl, dem Ben Bracken’Speyside‘.
Ben Bracken Speyside (2017) Flasche
Im Gegensatz zum Glen Orchy 5 years hat man dem Ben Bracken Speyside, wie auch seinen Brüdern im Geiste -dem Highland und Islay- eine Papptube gegönnt, vermutlich um ihn vom ganz billigen Stoff etwas abzuheben.
Das Trio bekam unterschiedliche Tubenfarben verpasst, so dass man hopefully gleich sieht wozu man greift.
Der Speysider ist mit einer dunkelroten, Highland mit blau und Islay mit grün versehen worden.
Als Marketingclown hätte ich vermutlich Islay die Farbe blau und den Highlands grün zugeordnet, aber was weiß ich schon?

Destilliert, gereift und abgefüllt wurde der alterslose und somit vermutlich drei Jahre und einen Tag alte Whisky in Schottland, was – soweit ich die Regulatorien der SWA noch im Kopf habe, seit 2012 auch die einzige Möglichkeit ist damit man das Wort „Scotch“ vorne draufschreiben darf.
Es ist also redundanter Käse zum Blenden.
Um dem Käufer die Möglichkeit zu geben, bereits zu erahnen -wenn er ihn kauft-, was ihn letztlich trifft, so er später den Whisky im Schnabel hat, stehen auf der Tube vorne in englischer Zunge geschmackliche und schnufflige Eindrücke drauf, ausführlicher wirds dann sogar auf der Rückseite des Mondes.
Auf dem Etikett der Flasche hat man den Text dann für den typischen Lidlkäufer(Klischee, Klischee!) ins Deutsche übersetzt.

Abgefüllt wurde der Whisky -bei der vermutlich angestrebten Käuferschicht- wie nicht anders zu erwarten war mit 40% Alkohol und einer guten Schippe E150a – damit der kleine Racker schön orange im Dunkeln leuchtet und man sich auch als blöder Mensch vorstellen kann, er wäre länger im Fass gewesen.
Sinnfreie Aktion zwar, aber vermutlich nötig-ob fehlender Reifung und einer dadurch zu erwartenden Farblosigkeit- um dem Käufer farblich wenigstens ein Gefühl von Whisky anzubieten.
Alternativ könnte man dafür auch einfach grüne Flaschen nehmen. 😉
Meine Flaschen der drei Einsteiger Ben Bracken habe ich im Jahr 2017 für 17.99€ gekauft, was sie auch heute noch kosten.
Wie immer bei Handelsnamen -hier Ben Bracken- weiß man nicht, was drin ist. Was heute noch gut oder schlecht schmeckt kann morgen bei anderer Grundsubstanz, -destillerie, Fassreifung etc. schon genau das Gegenteil sein.
Oder um mal die gute alte Raumpatrouille Orion kurz abgeändert zu missbrauchen:Was heute noch wie ein Märchen klingt schmeckt, kann morgen [schon grausige] Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen.“ 😀

Meckerkastenmodus on.
Mir ist der Sinn dieser Abfüllungen ehrlich gesagt nicht völlig klar.
So hat man mit dem Glen Orchy 5 years bereits einen guten Blended Malt im Programm der ziemlich genau die Hälfte kostet und der dem gemeinen Einsteiger genug bietet, warum sollte man sich also für einen alterscamouflierenden Single Malt entscheiden und dafür das doppelte bezahlen, falls man nicht eine deutliche Geschmacksteigerung bekommt?
Die Whisky-Cola Fraktion hält sich bereits schadlos mit Trademark-Blends und braucht keinen alterslosen Single Malt zum Pimpen ihres Zuckerwassers, zumal der dafür wichtige Teil: die alkoholischen Umdrehungen, als Hauptattribut des Wirkungstrinkens mit 40% eben auch nur am untersten Limit liegen.
Preislich konkurriert man also mit solch merkwürdigen Abfüllungen, wie einem Ardmore Legacy, einem Speyburn Bradan Orach oder meinetwegen auch noch einem Glen Moray peated, port, chardonnay oder 12wenn man ihn denn in Luxemburg an der Tanke für kleines Geld mit in den Tank kippt).
Dies sollte man stets im Hinterkopf behalten, denn selbst ‚die‘ typischen Einsteigerklassiker Glenfiddich 12 oder Glenlivet 12 kosten ja inzwischen um die 30€.
Der faire Vergleichsmaßstab ist also hier am deutlich untersten Ende des Marktes zu sehen und nicht bei den edelsten Vertretern der Zunft.

Und los geht die Luzie:
Im Glas muffelt der Ben Bracken Speyside NAS so, wie ich mir einen typischen Speysider vorstelle: leicht in der Nase, Zitrus-und Aprikosennote. Süß, lecker, malzig, frisch und clean mit einem Hauch Würze.
Der Anfang ist vielversprechend, aber leider kenne ich schon einige Speysider, die auch schön aufmachen und dann fade, flach und öde weitermachen…mal sehn…

Der erste Schluck im Mund ist anfangs schön weich, dann greift überraschend eine Holznote(?) ein und bringt leichten Nuss- oder Nougatnotengeschmack ins Spiel.
Trotz der schlappen 40% setzt fast zeitgleich Speichelfluss ein. Angenehme karamellige Süße im Mund, etwas Malz ebenso bei gleichzeitiger schwacher und nicht leckerer Bitternote(3 oder 4th. Fill Casks? Hier könnte denn auch einer der Gründe für die Zugabe von farbverändernden Substanzen liegen.)
Der Gesamteindruck des Ben Bracken Speyside im Mund ist allerdings primär wässrig und das gar nicht unangenehme seidige Element sitzt lediglich planlos obendrauf.
Oh weh! Da fehlts leider an vielen Stellen um das ganze stimmiger und komplexer zu machen, es bleibt ein erschreckend eindimensionales und freudloses Ergebnis.
Da ist in meinen Augen selbst der Glen Orchy 5 years ein stimmigeres Kaliber.

So schnell wie der Whiskys den Schlund runter ist, so schnell verschwinden auch die wenigen -durchaus angenehmen- Geschmackeindrücke im Mund; zurück bleibt ein bitteres Element(leider nicht cremiger Espresso oder ähnliches, schon gar nicht der auf dem Label genannte coffee latte), nur einfach schale Bitterkeit und deutliche, fast pfeffrige Wärme. Hier rächt sich eventuell fehlende Reifungszeit, der Ben Bracken wirkt etwas bissig und sprittig.

Schade! Die Nase gefiel mir sehr gut, der Geschmack war o.k., nixs dolles, aber o.k., leider reißt der Abgang so ziemlich alles im Weggehen mit dem Arsch ein.

Die Whiskybase hat hier was zum Ben Bracken Speyside (2017).

Wertung Single Malt
Ben Bracken Speyside (2017)

Geschmack:

Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Ben Bracken Speyside ist kein wirklich schlechter Whisky, man erahnt was sich der Zusammenmischer dabei gedacht haben könnte, einzig, es fehlt leider an vielen Stellen ein stimmiger Geschmackseindruck um daraus einen Whisky zu machen, der sowohl schmeckt und Spaß bringt.
Wer die oben im Text genannten Legacy, Bradan oder Glen Moray bereits im Glas hatte, kann sich hier auf ähnliches einstellen und wird wissen, was ich meine. Beim Ben Bracken ist es an mancher Stelle besser, dafür an anderer schlechter im Geschmack, insgesamt aber -wie bei den vorgenannten- leider kein rundes und befriedigendes Ergebnis für mich.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt – 5 Wunderbar – 4 Lecker – 3 Gut – 2 Brauchbar – 1 Widerlich – 0 Fußbad

Glen Orchy 5 years

Ich beginne mein Lidlwhisky-Tastingreihe mit dem billigsten Whisky, den ich mir dort geholt habe – dem Glen Orchy 5 years, Blended Malt.

Wie es sich für einen Whisky in der untersten Einsteigerklasse gehört kommt er ohne Pappmaché -oder Don Blechig ummantelnde Ritterrüstung- nackt wie der Kaiser daher; sein Drehverschluss hingegen ist aus billigem Blech.
Das bedeutet zweierlei: er kann durch den Korken kein G’schmäckle bekommen und man sollte ihn nicht zu lange angebrochen herumstehen lassen, vulgo zügig entleeren, weil er sonst verdunstet. :-O

Wie bei einem Whisky -für Menschen gedacht, die sich sonst eher Gin oder Doppelherzkorn ins Haus holen und bei Whisky deswegen dunkle Farbe erwarten- üblich, wurde er mit Zuckerkulör E150a dummenschick gemacht um was-auch-immer vorzutäuschen, und ist seine Abfüllung mit 40% Alkohol genau an der Untergrenze dessen, was sich noch legal Whisky schimpfen darf.
Doch genug gemault, denn dieser Whisky hat auch Vorteile: einige die offensichtlich sind, wie ein sehr guter und niedriger Preis oder ein informatives Label, andere, die man erst findet, wenn man den Zinken ins Glas gehalten hat oder der Tropfen im Mund aufgeschlagen wurde, dazu gleich mehr.
Glen Orchy 5 Flasche
Was gefällt mir?
Auf dem Label ist eine Altersangabe, es ist also kein NAS -und man scheut sich auch nicht ’nur‘ 5 Jahre draufzuschreiben-, 5 sind immerhin 2 mehr als das Minimum fordert, damit man es überhaupt erst legal Whisky nennen darf.

Eine niedrige, einstellige Altersangabe ist bei einigen Single Malts inzwischen scheinbar schon fast trendy geworden, zumindest sehe ich immer mehr davon, einzig dafür kosten diese dann mit ihren 5+ Jahren im Fass meist auch so viel Schotter, wie noch vor wenigen Jahren die 18 bis 20 Jahre im Fass gereiften.
Nun ja.

Mit dem Glen Orchy habe ich einen Blended Malt vor mir, also ein Amalgam aus Malts verschiedener Destillerien – bei völliger Absenz von Grainwhisky, denn sonst wäre es ein Blended Whisky. /Klugscheissmodus off

Im speziellen Fall wurden laut ‚Inhaltangabe‘ auf dem Rückenlabel Whiskys aus den Regionen Highland, Lowland, Campbeltown und Islay verwendet und nachträglich, also vermutlich nachdem sie gevatted wurden, in Sherryfässern einem finish unterzogen. Meist ein Zeichen dafür, dass der Ausgangsstoff nicht so intensiv gereift war, die Fässer eher schon einer mehrfachen Verwendung anheimgefallen sind. Aber wir sprechen ja auch von einem Einsteiger – und nicht von einem Premiumschnaps.
Als wichtiger Hinweis gilt zu bedenken, Whisky ist ein Naturprodukt(mal mehr, mal weniger) und unterliegt geschmacklichen und qualitativen Schwankungen. Das ist bei Originalabfüllungen der Fall, bei Handelsmarken aber oftmals noch deutlich stärker auffällig, da sich deren Zusammensetzung je nach bestem Liefervertrag etc. ja von jetzt auf gleich ändern kann. Danach ist es im schlimmsten Fall zwar der gleiche Name, aber eigentlich ein komplett anderes Produkt; beim nächsten Mal kann das Zeug komplett anders schmecken, weil nicht klar ist, welche Whiskys in welcher Zusammensetzung vermählt wurden.

Wie die meisten (der Lidl) Whiskys hat auch der Glen Orchy 5 natürlich eine Auszeichnung bekommen, hier ist es der IWSC 2014 in Silber.
Das mit den Auszeichnungen bei Whiskys ist ein wenig so, wie mit den Eisernen Kreuzen 2.Klasse gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, es war schon schwer keins zu bekommen.
Aber besser als nix isses vermutlich doch, wenn auch nicht viel. 😉

Die Flaschenform ist eigenwillig und erinnert entfernt an die typischen Glenfiddich Prismen, nur deutlich weniger elegant, dafür liegt sie gut in der Hand…eventuell das Kriterium der Wahl?
Der normale Preis für den Glen Orchy 5 Jahre im Onlineshop scheint 9.99€ zu sein, ich habe meinen im Jahre 2017 für knappe 7.20€ erstanden…irgendein Gutschein geht ja immer. 😀

Damit ist nun der Umschweife und der Bürokratie genüge getan und ich kann was zum Geschmack und Aroma schreiben.

Nachdem der Glen Orchy sich ins Glas gemacht hat, wohlweislich jedem Tropfen Wasser ausweichend, erlaubt er mir an seinem ungebadeten Zustand teil zu haben.
Der Eindruck seines Aromas ist sehr schwach und flüchtig, wenn überhaupt riecht man die Speyside(Apfel, helle Frucht) hervor, obwohl die ja offiziell gar nicht vertreten ist, aber als Teil der Highlands natürlich doch irgendwie blabla… alles sehr luftig, auch ein wenig malzig und eine etwas komische Parfümnote ist ebenfalls präsent; von Islay hingegen gibts kein verbranntes Torf on board.
Sehr unspektakulär insgesamt, aber auch akzeptabel und gefällig.
Zumindest keine garstige Fehlnote in Form von Schwefel, wie sie inzwischen nach meiner Meinung den einst leckeren und feinen Teacher‘s Highland Cream komplett übernommen hat.
Und das ist mir schon mal viel wert.
(Notiz an mich: SM-Modus anwerfen und ein Re-Tasting vom Teacher‘s machen, damit meine alte Wertung heute niemanden blind dazu verleitet zuzuschlagen).

Im Mund findet -nach dem Schnuffelauftakt nicht völlig überraschend- ein seidiges, leichtes und fast flaches Erlebnis statt, sanfte Würze, Honig und Holz mit insgesamt gefälliger leichter Wärmebildung.
Er bittert kaum auf und bleibt insgesamt ein easy-going Whisky.
Eher was zum Schlucken denn zum Degoustieren, aber dafür ist er im Glas ein guter und ehrlicher Geselle.

Im Nachklapp staubt er dann etwas, aber sehr wenig und noch gut im Rahmen um den Gesamteindruck nicht zu verderben.
Die Wärme saugt sich am Gaumen fest, seidig und süß ummantelt.
Und dann, mit einem Wimpernschlag ist der Geschmack auch schon weg; heißer Anwärter für die Sprintstrecke „Abgang“, eventuell reicht‘s da dann sogar fürs Gold, wer weiß?

Also, was bleibt?
Ein Whisky, der mir Spaß gemacht hat und -trommelwirbel- den ich mir gerade für 6.40€ nochmal nachbestellt habe, ich sagte doch, irgendein Gutschein geht immer! 😀
Wer für einen Whisky unter 10€ hingegen erwartet, dass er sich mit einem Macallen 25 Jahre messen kann, der ist hier definitiv fehl am Platze und sollte sich da auch nicht verirren.
Wer sonst Queen Margot, Bradan Orach oder gar Bushmills Blend trinkt, der wird hier aus meiner Sicht mehr Spaß finden.
Wer für kleines Geld Whisky auch mal trinken mag, bei der Pokerrunde oder im Sommer am Grill, der wird sicherlich nichts falsch machen.
Ein feiner und billiger Blended Malt.

In der Whiskybase gibts dazu: Glen Orchy 5

Wertung Blended Malt
Glen Orchy 5

Geschmack:

Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Glen Orchy 5 years ist ein leckeres und süffiges Kerlchen mit einem guten bis sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Meine Gesamtnote liegt mit 4 Fässern über der Summe der Einzelteile(2-3/3/3-4), weil ich den Spaßfaktor on top draufgehauen habe. Die meisten ’normalen‘ Käufer werden den vermutlich, wie einen Ballantine’s Finest oder einen Tullamore Dew in eine Cola reinkippen, aus meiner Sicht ein Fehler, weil der eben wie die beiden genannten auch so gut trinkbar ist.

Ihnen Ihr Blödbabbler

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Back in the saddle again

Lange Zeit, also seit August 2017 (Longrow peated) habe ich mich nicht mehr ermuntern können etwas zum Thema „Whisky“ zu schreiben.
Nicht natürlich, dass ich nicht weiterhin Whisk(e)y schnuffel, schmatze und auch eifrig davon trinke, aber irgendwie war für mich die Luft raus dies hier im Blog mit anderen Menschen zu teilen.

Es gab einfach zu viel Whisky allerorten: Blogs, Foren, Vlogs und noch dazu viele ambitionierte Menschen, die mit Spaß und Leidenschaft bei der Sache waren und -gleichzeitig immer öfter dazu als Kontrast- schlicht unverschämte Preise für tendenziell schlechtere und jünger werdende Whiskys dafür schick in Marketingblabla-Blasen verpackt; Spekulation statt Degustation schob und schiebt da fleissig die Preise an und ruiniert manchorts den Spaß am Suff -auch bei den Connaisseurs wie bspw. schon 2016 Oliver Klimek, der sein gerne von mir gelesenes Blog dramming.com damals aufgab.
Hedgefonds und einzelne Menschen spekulieren dem gemeinen Suffkopp den guten alten Schnaps weg, treiben Preise hoch und erzeugen Nachfrageblasen – doch anstatt das feine Gesöff zu trinken stellen sie ihn zur Profitmaximierung irgendwo hin. Arschlöcher!

Nachdem mir selbst mein Bankmensch beim Geldabheben am Counter per *zwinkerzwinker * zuflüsterte: Ja, ja, unsere Zinsen sind momentan nicht existent, aber machen sie es doch so wie ich und spekulieren sie mit Whiskys, einige meiner Flaschen haben ihren Wert bereits um deutlich über 100% erhöht…hechel…“, entgegnete ich ihm: Ich sammle zwangsläufig auch, weil ich schlicht nicht so viel trinken kann, wie ich aus purer Lust an der Materie nachkaufe, zumindest nicht, ohne dass sich meine Leber auf die Größe eines Erdtrabanten aufpumpt. Und das will ich nicht! Aber, ich trinke Whisky und spekuliere nicht damit!“. Dabei konnte ich an seinem ungläubigen Blick sehen, dass er mich für bescheuert hält. Seis drum.

Diesen Trend wollte ich auch nicht weiter unterstützen, indem ich mich dann auch noch positiv zum Thema hier im Blog melde und -wenn auch nur aufs ganz kleiner Flamme- quasi den Influencer für Whisky gebe und den Markt weiter anheize.

Ich habe -auch um mich ein wenig freier an der Schnapsfront bewegen zu können, inzwischen diverse Malternatives verkostet und dabei mit Armagnac, Brandy, Cognac, Grappa, Sherry, Portwein, Rhum und Rum rumhantiert. 😀
Denn, so merkte ich schnell: Andere alkoholische Destillate haben auch hübsche Flaschen und teilweise feinen Inhalt zu bieten. Zum Teil brachten die mir mehr Spaß, als die ganzen 80-85 Punkte Whiskys – den Bereich, den man überproportional antrifft- der letzten Jahre.
Doch leider, so muss ich nun feststellen, sind auch diese Destillate inzwischen zum Teil unter Druck geraten und haben vereinzelt schon beträchtlich angezogen im Preis.

Bleibt die Frage, warum ich jetzt doch wieder was schreibe?
Na, damit die stolz im Suff von mir ins Büchlein gekritzelten Notizen nicht alle für die Lade sind, vermutlich. 😛
Und, weil natürlich jeder der irgendwas in ein Blog schmiert damit letztlich auch die Welt besser machen möchte…Weltfrieden und einen Glückskeks inklusive. Wer wäre ich da, mich davon auszunehmen. *grins*

Außerdem neige ich meistens tatsächlich nicht dazu, mich -oder meine Ergüsse- unbedingt wichtiger zu nehmen, als ich oder sie es sind.
Also dachte ich mir: Drei bis vier Whiskytastingnotesnachleser die eventuell über eine Googleanfrage nach einem gegoogleten Stoff hier landen, machen den Kohl nicht fetter als er ist und sind sicherlich auch nicht der Grund für weiter steigende Preise und schlechter werdende Qualitäten.
Denn: Meine Leser sind schlicht Klasse, statt Masse. 😀

Ich erteilte mir somit selbst, im Vorübergehen, Absolution und kann nun, von tonnenschwerer, moralischer Last befreit, wieder ein wenig Blödbabblerschnapsnotizen ins Netz kippen. Hurra!
Und mal so nebenbei, unter uns Saufkumpanen angemerkt: Spekulanten suchen mit Sicherheit auch nicht im Blödbabbler Blog nach Tastingnotes von Standardflaschen, meiner bevorzugten Beute, die ich mir in den Rachen schütte, und hier laienhaft bebabbele.

In diesem Sinne gibts -auch um die Ernsthaftigkeit des Themas entsprechend zu würdigen- meine kommenden Tastingnotes(über Whiskys aus den Jahren 2016-18) zu Veröffentlichungen des renommierten Whiskyhändlers LIDL. *hüstel*

Mich erschreckt ja wenig in Bezug auf Schnaps und ich habe Menschen nie verstanden, die sich etwas entsagen, weil es nicht in ihre abgesteckten Geschmacksclaims passt.
Ich habe mich ebenso häufig gewundert, wenn Menschen sich nur auf Single Malts, möglichst nur von einer Destillerie(oder Insel) eingeschossen haben und anders bspw. bei Discounter Angeboten nur mit der Nase rümpfend ablehnen.

Markenware, um so mal die ’normalen‘ Whiskys zu bezeichnen ist sicherlich ein verlässlicher Ansatz um auch ’seine‘ Marke zu finden… wenn man das will; mir war das bei nahezu allem in meinem Leben nie wichtig.
Lustigerweise findet gar manch geübter Markentrinker seine Marke bei einer Blindverkostung schlicht nicht heraus…bekommen Discounterabfüllungen oder weniger trendige Marken überraschend oft überraschend gute Bewertungen. Surprise!

Ich halte ja schlicht von diesem ganzen Whisky-Voodoo viel einfach für Selbsttäuschung.
So unterliegen meistens Verkostungen Tagesformen, Gerüchen etc. die immer mit einfließen (können) – bei richtigen Profis und steriler Umgebung mal außen vor.
Aber dieser ganze Semi-Laien-Hobbytrinker Bereich lebt halt davon…und es macht ja auch Spaß – nur, eine Wissenschaft ist es eben nicht.

Ich nehme in der Breite wahr und verenge meinen Horizont nicht künstlich, sodass eben auch ‚billige‘ Discounterware in meinen Gläsern landen kann…und es auch tut…zum Teil mit wirklich schönen und guten Überraschungen. Ganz zu schweigen von einem meist sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
O.k. zugegeben…. und manchmal ist es so wirklich schlimm (und manchmal noch viel schlimmer)als es sich der Snob schon vorher ausmalte und gar nicht erst verkosten wollte.
Aber auch das will ich erschmecken und selbst darüber urteilen und es eben nicht aus Dünkel bereits vorher ausgeschliessen, weil es irgendeine imaginäre ‚Rote Linie‘ überschreitet.

Ich habe auch noch den Ben Bracken 25 Speyside, Ben Bracken 27 und 28, Glenalba 23, 28 und 37 und den Abrachan hier verschlossen stehen.
Und bin wirklich gespannt darauf, wie sich die im Laufe des Jahres schlagen werden.

Kurzer Spoiler: Fast alle der bisher von mir probierten Abfüllungen, die bei LIDL vertrieben wurden, waren für mich in meinen 4+ Fässer Bereichen angesiedelt, Ausnahmen dazu sind die alterslosen BB Islay, Speyside und Highland, die ein wenig drunter liegen.
Um es griffig für die Freunde der 100er Skalierung zu sagen: Die meisten Whiskys landeten bei 82-88 Punkten.
Inhaltliches gibt es die kommenden Tage dazu.

Die Saison ist damit eröffnet, die Jagd nach den Fässern des Genusses kann beginnen.

Ihnen Ihr Blödbabbler, der endlich wieder was schnuffeln kann, fuck Erkältung bye bye.

Hinweis: Ich kaufe meinen Schnaps selbst, mache keine Werbung für irgendeine Firma, muss aber eben manchmal Ross und Reiter nennen, wenn ein Whisky unter einem Trademark wie Ben Bracken oder Glenalba eben bei genau einem Laden verkauft wird.
Bewertungen spiegeln meine persönliche Meinung wider und sind meine persönliche Einschätzung zum Dargebotenen. Sie sind subjektiv, gehässig und meistens unfair. Lebt damit oder sucht euch einen anderen safe space.
Auch mache ich hier keine Therapie für andere Menschen, sondern werte Dinge und Menschen und hin und wieder auch Gruppen (ab), mit denen ich interagiere(n) muss.

Longrow peated

Die Destillerie Springbank in Campbeltown stellt bekanntlich ja drei Reihen von Whiskys her, die Hazelburns ganz ohne Rauch, die mittelrauchigen Springbanks und die ganz rauchigen Longrows.

Getestet hatte ich vor langer Zeit an 09/11, also im September 2011 den ebenfalls alterslosen Longrow C.V., den ich damals mit 5 Fässern sehr hoch bewertete.
Heute würde ich vermutlich ein halbe Fass in der Wertung runtergehen, damals wars aber der Knaller für meinen noch sehr jungfräulichen Whiskygaumen.

Der Longrow peated ist momentan scheinbar der einzig bezahlbare erhältliche Einsteigerwhisky aus der rauchigen Serie, wenn man mal vom 18jährigen für 130+€ absehen möchte.

Da man bei Springbank alles selbst macht, vom Malen der Etiketten, dem Reinigen des Fußbodens und der Bepreisung des Whiskys, kostet ein Destillat aus dem Hause der Mitchell Family immer etwas mehr.
Das und vermutlich der Hype den man darum macht.

Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es auch gut, wenn man ein familiengeführtes Unternehmen hat, mit selbstpostulierter Verantwortung für die Region und wie sich all diese tollen Dinge nennen, die man heute auch von Großkonzernen als strategischen Teil ihrer Politik, dem Greenwashing, vorgeführt bekommt.
Springbank ist da natürlich nicht so, die tun tatsächlich was, allerdings generiert das -und eben eine dadurch nicht unbedingt rationale Produktion- dann eben auch zum Teil Preise, die ich oft nicht mehr willig bin dann zu bezahlen.

Der alterslose Einsteiger Longrow peated ist, wie auch der Hazelburn 10 und der Springbank 10(wenn zu haben) für unter 40€ noch gut im Bereich über den man sich aber keine Gedanken machen muss.
Wenn ich jedoch bspw. an den Springbank 2006/2017 mit seinen 53,1% denke, einen 11 jährigen Whisky bei dem die Preise momentan zwischen 170 und 190€ liegen, scheint mir -trotz der sehr guten Bewertungen in der Base(knapp unter 89)- die Relation nicht mehr zu stimmen.
Seis drum, hier gehts ja um den preiswerten NAS Einsteiger.
Longrow peated Flasche
Ich habe keine Ahnung, wann ich meine Flasche erstand, noch was ich dafür bezahlt habe, die Unterlagen erweisen sich hier als lückenhaft. Heute kostet die Flasche -wenn nicht gerade im Angebot- meist um die 38€.

Die Flasche ist schwer und buddelig. Die Verpackung besteht aus festem Karton, der vorne rechteckig geöffnet ist, sodass man die Flasche sehen kann – ähnlich wie bei den Gordon & Macphail Abfüllungen.
Ich mag feste Dosen lieber, finde es schöner, wenn die Flasche richtig vor Licht geschützt ist. Wenn ich Flasche gucken will, dann hol ich sie raus –und nur dann.

Dafür erfährt man aber auf der Rückseite des Kartons, neben dem wir-machen-alles-selbst-und-auch-noch-dreimal-verschiede-Whiskys Werbehinweis, dass das Longrow Malz für 48 Stunden über einem Torfrauchfeuer getrocknet wurde. Ob das nun besonders lange in Relation zur Konkurrenz ist oder besonders kurz, besonders heiß oder was das genau bewirkt, steht da leider nicht. Ich tippe mal: Das ist echt lange und der Rauch penetriert das Korn dabei richtig und besorgt ihm die Rauchigkeit, die Springbank haben will. *rolleyes*

Der Whisky wurde zweimal destilliert und es gab keine Farbanpassung oder Kältefiltrierung, der Whisky wurde mit anständigen 46% auf die Flasche gezogen.

Wenn man nun eine garstige Rauchnase erwartet, so wird man -positiv!- überrascht.
Der Rauch ist deutlich und präsent, aber nicht von der aufdringlichen Art. Heidekrautartig und harzig. Süßer Honig rundet angenehm das Aroma ab. Sehr gute und schöne Nase.

Der erste Eindruck ist , da kommt ein weicher Whisky, doch dann macht es deutlich Wumm, beim Einschlag auf der Zunge. Der Longrow ist trocken und hat eine gewisse Schärfe, aus der Richtung wie frischer Ingwer. Knarziger, harziger Rauch und süßer Honig ergänzen sich im Mund zu einem sehr schönen Geschmackserlebnis.

Im Abgang, der deutlich lang ist, zeigt er sich mit wohliger Wärme und bleibt dabei doch stets trocken, harzig-rauchig und süß. Die Zunge trägt einen ganz kleinen Pelz, den aber nicht mal ein PETA Fanatiker beschmieren oder attackieren würde.

Sehr schöner und leckerer Stoff aus dem Hause Springbank.
Allerdings habe ich den Longrow C.V. als insgesamt eine Spur besser in Erinnerung.

In der Whiskybase gibts für den : Longrow peated

Wertung Single Malt
Longrow peated

Geschmack:
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Longrow peated ist ein leckerer NAS Whisky aus dem Haus Springbank. Deutlich weniger rauchig, als erwartet, wenn man so eine Buddel „Peated“ nennt. Und gerade deswegen gefällt er mir gut. Dumpfe Rauchköppe sind hier an der falschen Stelle, hier gibts nix zu sehen, bitte gehen sie weiter. Alle anderen können mal eine Flasche riskieren, aber auch eher was für die frischere und kältere Jahreszeit.

Ihnen Ihr Blödbabbler
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Locke's 8

Die Destillerie Cooley zeichnet wohl verantwortlich für den irischen Single Malt Locke’s 8, wie ja auch schon für den Tyrconell und den Connemara.

Das verhieß nichts Gutes. So schmeckten mir doch diese beiden Single Malts nicht wirklich gut, um es vorsichtig und diplomatisch zu formulieren.
Der Connemara bekam sogar die bisher schlechteste Note bei den Single Malts von mir, 1-2 Fässer.
Aber ich bin ja auch im echten Leben kein Freund von Sippenhaftung, und so versuche ich mal unbelastet von seinen gammligen Cousins, dem Locke’s 8 ein faires Verfahren angedeihen zu lassen.

Mein Locke’s 8, den ich Anfang 2014 für 22 € bei einem Onlineversender erstand, kam ohne eine Tube an, es gibt ihn aber auch mit. Heute liegen die Preise für dieses Destilat wohl meist zwischen 23-29€.

Der Locke’s 8 wurde mit 40% Alkohol und einer Schippe voll mit Zuckerkulör abgefüllt.
Da Cooley zweifach brennt, geht der Whisky stilmäßig wohl eher in die Richtung der schottischen Brüder, jener, die jenseits der Lowlands liegen und auch nicht zum ganz weichen Stoff neigen.

Auch wenn auf dem Label was von „Pure Pot Still“ draufsteht, so ist damit nicht die irische Variante (gemälzte und ungemälzte Gerste) des Grundstoffs gemeint, sondern schlicht die Brennblasen in denen das Getreidezeug später zu Destillat wird.
Also kupferne Kessel, statt bspw. Kolonnendestillation.

Das Etikett ist ein wenig old-fashioned, dabei insgesamt stimmig, doch leider ein wenig unruhig -zu viele unterschiedliche Schrifttypen -für meinen Geschmack.
Aber zum Glück trinkt das Auge ja nicht immer mit, außer vielleicht bei Methanol geschwängerten Billigdestillaten.
Locke's 8 Flasche
In der Nase gibts gleich was Ungewöhnliches zur Wahrnehmung, ich nenne es mal: verdünntes Schmierfett trifft auf Sandelholz, dazu gesellt sich streng zur Seite noch eine ölige Thymiannote.
Überraschenderweise zu dieser eher dumpfen, fast schweren Note ist der Locke’s in der Nase aber auch mit einem Anflug von Menthol(kein Methanol! *grins*) gesegnet und angenehm frisch zu nennen.
Nicht schlecht, und deutlich entfernt vom ‚verwesenden Aas‘, das mir beim Connemara den Spaß verleitet hat, aber im großen Cooley ‚Stammbaum‘ ist er sicherlich bei den Artverwandten zu finden.

Im Mund hat man den gleichen Eindruck wie beim Schnuffeln, es scheint als habe man die Fettpresse ausgelutscht, dazu eine knackige und auch passend süße Note abgerundet mit der Öligkeit von getrocknetem Thymian.
Er schmeckt mir fast, wie ein –positiv gemeint- verdünnter Clontarf, aber dennoch deutlich besser. Auch er hat so eine merkwürdige Note im Geschmack drin, wie der Clontarf, noch etwas jenseits vom Fett und dem Thymian, diese aber sehr gut ergänzend. Vermutlich was vom Fass oder dem muffigen Dungeon in dem das gelagert wurde. Sehr ölig das alles. Gut!

Und wie’s mit Fett und Öl nun mal so ist, das Zeug haftet verdammt gut an, selbst wenn man es nur nutzt um den Rachen damit zu schmieren.
Im Abgang bleibt der süße Geschmack und wird aufgewertet, mit einem Schwung voller würziger Exkremente der Blattlaus, der Blattflöhe und Zikaden, meist auch Waldhonig genannt.
Wow!

Der ist eine Nummer für sich. Wenn man sich nicht an Schmierfett stört, dies vielleicht sogar als interessantes Geschmackselement auch jenseits des Bilgenwassergeschmacks eines Caol Ila betrachtet, kann man hier zuschlagen.
Meiner Meinung nach fast der bisher beste irische Single Malt, den ich mir ins Haus geholt hatte.
Nur der Magilligan Pure Pot Still war mir noch etwas lieber, aber der kostete auch fast 50% mehr.

Der gute Jim Murray vergab einstmals an den Locke’s 8 gute 88/100 Punkten,in der Whiskybase hingegen gibts für den Locke’s 8 Prügel und leider schlechte Noten: Locke’s 8

Wertung Single Malt
Locke’s 8

Geschmack: bis
Preis-/Leistungsverhältnis:

Fazit: Der Locke’s 8 Jahre ist ein sehr schöner und auch sehr interessanter, dabei preiswerter Single Malt aus dem Haus Cooley. Schmierfett, Thymian und Waldhonig dominieren den Geschmack in diesem Single Malt, der dadurch eine sehr eigene Note hat. Eher für die kältere Jahreszeit empfohlen.

Ihnen Ihr Blödbabbler
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